Im Herbst 2006 bewältigen wir (4 Frauen, 5 Männer), Mitglieder des ADFC, Ortsgruppe Bochum, mit erschwinglichen Tagesetappen den Oder-Neiße-Radweg von Zittau bis Ueckermünde. Bei idealem Wetter legen wir die Tour in 10 Tagen zurück.
Oder-Neiße-Radtour 2006
Zittau - Görlitz - Krauschwitz - Guben - Müllrose - Küstrin - Hohenwutzen - Mescherin - Löcknitz - Ueckermünde

Datum 21.09.2006

Anreise

Am 21.09.2006 fahren wir zu neunt (4 Frauen und 5 Männer und 9 Fahrräder) mit dem Zug von Bochum nach Zittau. Wir wollen den Oder-Neiße-Radweg von Zittau nach Ueckermünde bezwingen. Die Längen der Etappen betragen 60 - 90 km und sind somit für Radler mit mittlerem Leistungsniveau geeignet. Auf der Hinfahrt müssen wir viermal umsteigen, aber alle Anschlüsse klappen ohne Verspätungen. Wir starten um 7.37 Uhr in Bochum und sind um 17.30 Uhr am Ziel in Zittau.

Warten auf den Zug im Bochumer Hauptbahnhof

Datum 22.09.2006

Strecke
Zittau - Görlitz

Distanz
57,1 km

Durchschnitt
16,9 km/h

Wir fahren von dem Bahnhof in Zittau quer durch die Innenstadt zu unserem Hotel. Die Stadt weist ein relativ einheitliches gewachsenes Stadtbild auf, das von Gebäuden aus der Gründerzeit dominiert wird. Das Rathaus und der alte Salzspeicher sind historische Gebäude. Der Marktplatz bildet das geschäftige Zentrum der Stadt. Die Restaurierung der zu DDR-Zeiten verfallenen Gebäude ist weitgehend erfolgt. Dennoch gibt es - wie in allen anderen Oststädten - noch verfallene Gebäude, die wohl wegen des Bevölkerungsrückganges nicht instandgesetzt werden.

Das Rathaus von Zittau

Wir starten um 9.30 Uhr von unserem Hotel "Schwarzer Bär" zum Dreiländereck, wo sich Tschechien, Polen und Deutschland treffen.

Am Dreiländereck

Die erste Wegstrecke führt direkt an der schmalen Neiße entlang. Im Hintergrund erkennt man eine hügelige Landschaft. Die Neiße weist zu Beginn des Weges keine wesentlichen Einschnitte auf. Sie ist eher unscheinbar - mehr Bach als Fluss.

Brücke der Oder-Neiße-Eisenbahnlinie über die Neiße bei Zittau

Auf der polnischen Seite erblickt man die Braukohletagebaufelder und ein Kraftwerk. Im weiteren Verlauf nördlich von Hirschfelde nähern sich die Hügel der Neiße, und der Fluss hat einen tieferen Einschnitt in die Lausitz ausgebildet. Der Radweg liegt im idyllischen bewaldeten Flusstal. Die Autostraßen liegen hier außer Hörweite, und es ist ein sehr angenehmes Radeln.

Hirschfelde

Die Mittagspause verbringen wir in dem Restaurant am Kloster Marienthal, das idyllisch im Flusstal liegt und z. Zt. restauriert wird. Auf der polnischen Seite ist die Neiße-Eisenbahn am Flusshang angelegt. Bis nach Görlitz liegen Teilabschnitte des Oder-Neiße-Radweges allerdings an der Bundesstraße B 99.

Gegen 16 Uhr erreichen wir die Pension "Pico Bello" in Gölitz. Die Unterkunft liegt 200 m von der zentralen Brücke über die Neiße entfernt. Sie verbindet die seit dem Zweiten Weltkrieg geteilte Stadt.

Kloster Marienthal

An dem Abend ist ein Besuch in der Landskronbrauerei gebucht. Wir besichtigen die historischen Gebäude aus dem Jahr 1869, die im Jugendstil aus rotem Klinker errichtet sind. Es geht in das Sudhaus und in den kalten Gärkeller (warme Jacke nicht vergessen!). Es folgt eine Trinkprobe des Pils und der neueren Sorten, wobei ich das klassische Bier bevorzuge.

Eisenbahnviadukt vor Görlitz

Nach der Besichtigung ist der Mantel von Rainers Hinterrad platt und Klaus´ Ersatzschlauch ist auch nicht so ganz dicht - und so bin ich erst mal luftlos zur Pension zurückgerollt. Der Mantel zeigt ein Ablösen der Stahleinlage an der Flanke, so dass für den nächsten Tag die erste Aufgabe vorgegeben ist.

Landskron-Brauerei

Anschließend haben wir bei einem italienischen Restaurant gegessen. Der Besuch in einer Kneipe auf der polnischen Seite ist nicht mehr möglich, da sie bereits um 22 Uhr geschossen wurde.

Die 2004 eröffnete Fußgängerbrücke von Görlitz nach Zgorzelec im Nachtdekor

Datum 23.09.2006

Strecke
Görlitz - Krauschwitz

Distanz
77,7 km

Durchschnitt
19,5 km/h

Der Reichenbacher Turm aus dem 13. Jahrhundert am Obermarkt

Innenstadt von Görlitz

Nach dem ausführlichen Frühstück steht erst mal der Besuch eines Fahrradladens an, um Mantel und Schlauch zu erneuern.

Die Türme der Peterskirche, die aus dem 19. Jahrhundert stammen

Danach geht's durch die historische Altstadt, die viele schöne Häuser aus verschiedenen Epochen aufweist. Die Peterskirche auf einem Hügel an der Neiße überagt das Umfeld und bildet den Blickfang am Ufer. Wir besichtigen die üppig ausgestattete Kirche. Fast alles glänzt in der Stadt und ist renoviert. In der Jesus-Bäckerei wird Kuchen zur Stärkung eingekauft.

Die Peterskirche von der Neiße aus gesehen

Hinter Görlitz geht es meistens etwas abseits der Neiße auf kleinen Straßen weiter. Da die Bevölkerungsdichte gering ist, ist auch die Verkehrsdichte erträglich, solange man sich nicht größeren Städten nähert. An den Straßen stehen Apfelbäume, die reichlich Früchte tragen. Es handelt sich meistens um kleinere Äpfel, die aber recht schmackhaft sind - solange einem kein Wurm zuvorgekommen ist. So halten wir desöfteren an, um Äpfel und machmal auch Birnen zur Verpflegung zu pflücken.

Apfelbaum-Chaussee

In der Ratsschänke von Rothenburg kehren wir zur Mittagszeit ein. Das Bauernfrühstück, bestehend aus Bratkartoffeln und Rührei, entpuppt sich als stärkende Zwischenmalzeit.

Das Wetter ist für die Jahreszeit ideal, warm - bis 25°C - und trocken. Am Nachmittag geht es hinter Steinbach über lange Passagen direkt an der Neiße entlang. Große und im späten September meistens abgeerntete Felder säumen die Wegstrecke. Streckenweise fahren wir auf gewundenen Wegen durch Waldgebiete.

Radwege auf kleinen Straßen

Vor Bad Muskau biegen wir links ab, und über eine Anstiegsstrecke geht es am Fürst-Pückler-Park und parallel zur Schmalspurbahn zu unserem Hotel "Gasthaus zur Linde" in Krauschwitz. Die verfallenen Gebäude sind vor einigen Jahren renoviert worden und das Hotel bietet angenehme Zimmer.

600 mm-Schmalspur-Waldeisenbahn in Bad Muskau: Hörprobe

Datum 24.09.2006

Strecke
Krauschwitz - Guben

Distanz
90,2 km

Durchschnitt
19,4 km/h

Da ein Besuch des Fürst-Pückler-Parks geplant ist und eine lange Wegstrecke auf dem Tagesprogramm steht, geht's etwas früher los. Wir fahren zuerst durch den Wald und die Parklandschaft, die sich vor Bad Muskau anschließt. Wir überqueren die Grenze, aber finden nicht den Parkzugang auf der polnischen Seite. Direkt hinter der Grenze haben die Polen Verkaufsstände aufgebaut; Zigaretten, Getränke in pfandfreien Flaschen sowie Kleidung gehören zum Angebot - aber wir erliegen nicht dem Kaufrausch und selbst Siegfried lässt die Zigaretten links liegen.

Polnischer Markt

Der Fürst konnte nicht ahnen, dass später eine Landesgrenze durch seinen Park verlaufen wird. Es gibt in dem Park auch einen Grenzübergang für Fußgänger und Radfahrer auf der Holzbrücke, die die Neiße überspannt. In dem Park sind Schneisen angelegt, die den Blick zu besonderen Bauwerken lenken; hierzu gehören Brücken, Monumente und das Schloss.

Bllick von der Neiße-Brücke im Fürst-Pückler-Park

Da wir im weiteren Verlauf den Radwegabzweig verpassen, gibt es ein paar Zusatzkilometer nach Döbern obendrein. Der Radweg ist ansonsten über den gesamten Verlauf recht gut ausgeschildert. Nachdem wir wieder die Neiße erreichen, geht es meistens direkt an dem Grenzfluss entlang. Der Radweg liegt auf dem Deich, so dass man vom Rad aus einen guten Überblick hat. Der Wind steht günstig, so dass wir rasch voran kommen.

Eisenbahnbrücke über die Neiße bei Forst

Die gefüllten Wasserflaschen werden gereicht

Klaus verliert die Packtaschen

Beim Losfahren schaute Klaus verstört drein, als sich aus bisher unbekannten Gründen die Packtaschen von seinem Gepäckträger lösen. Nach dem Mischgeschick geht es meistens flussnah weiter. Auffällig sind die vielen kriegszerstörten Brücken am Wegesrand; die heute freigegebenen Grenzübergänge liegen dagegen weit auseinander.

Ein Teil des Radweges verläuft auf einer stillgelegten Bahntrasse. An einem Wasserkraftwerk bei Grießen legen wir noch eine Pause ein; zum Löschen des Durstes gibt es Brause.

Wir quartieren in dem Hotel Waldow ein, das nördlich von Guben liegt. Es handelt sich um einen größeren Hotelkomplex.

Wasserkraftwerk bei Grießen

Landschaft an der Neiße vor Guben

Blick über die Neiße zum polnischen Teil von Guben (Gubin)

Datum 25.09.2006

Strecke
Guben - Müllrose

Distanz
64,9 km

Durchschnitt
19,2 km/h

Nachdem bei der Ankunft am Vorabend der Ständer an Susannes Rad gebrochen war, ist nunmehr das Vorderrad platt, und Horst hat etwas zu tun. In 14 Minuten bewältigt er die Aufgabe, einen neuen Schlauch einzusetzen.

Die Plattenserie setzt sich aber fort: Auf dem Neiße Deich lässt Siegfrieds Reifendruck nach. Ein Dorn ist in den Mantel eingedrungen, nur mit Hilfe einer von den Frauen ausgeborgten Pinzette kann der Fremdkörper aus dem Gummi gezogen werden.

Arbeitsteilung bei der Reifenreparatur

Auf der Suche nach dem Fremdkörper

Der Dorn ist entfernt

Der erste geplante Stopp ist die Mündung der Neiße in die Oder bei Ratzdorf. Der direkte Weg an der Neiße zur Mündung ist gesperrt, so dass wir ein Teilstück über Straßen zurücklegen. Die Vereinigung der Flüsse ist wenig spektakulär; es zeigt aber, das der erste Teil der Strecke abgeschlossen ist.

Als Zwischenstation ist das Zistinienserkloster in Neuzelle ausgewählt worden. Das Kloster und die Kirche liegen idyllisch an einem kleinen See. Aber das Kloster hat auch weltliche Qualitäten: so gibt es eine Klosterbrauerei und eine kleine Brennerei, in der wir uns eindecken.

Das Zistinienserkloster in Neuzelle

Der Oder-Neiße-Radweg verläuft danach an der Oder - allerdings hinter dem Deich - entlang. Die Landschaft ist in dem Abschnitt flach. Dann nähern wir uns Eisenhüttenstadt und unser Weg führt über den Oder-Spree-Kanal zu dem historischen Stadtteil Fürstenberg, der direkt an der Oder liegt. Dort stärken wir uns in einem Biergarten.

Eisenhüttenstadt: der Oder-Spree-Kanal und Blick auf Fürstenberg

Susanne hat am Vormittag ein weiterer Platten ereilt, Petras Ständer ist am Kloster Neuzelle abgebrochen, so dass wir nach den Pannen an dem Tag den nächsten Fahrradladen aufsuchen. Es gibt neue Ständer, eine neue Sattelstütze und der Schlauchvorrat wird wieder aufgestockt.

Hinter Eisenhüttenstadt verlassen wir den Oder-Neiße-Radweg und fahren westlich. Wir durchradeln das Naturschutzgebiet Schlaubertal, das größere Waldgebiete aufweist. Hier müssen einige mäßige aber langgezogene Steigungen überwunden werden. Wir erreichen dan unser Quartier in Müllrose - eine kleinere Stadt mit großem See.

Abriss eines Plattengebäudes in Eisenhüttenstadt

Datum 26.09.2006

Strecke
Müllrose - Kostryn

Distanz
67,7 km

Durchschnitt
17,6 km/h

Müllroses Stadtsilouette am "Großen Müllroser See" wird von der Front der Getreibemühle geprägt . Der Ort hat Geschäfte, so dass wir uns dort mit Getränken und Leckereien eindecken können.

Vor dem Gebäude der Getreidemühle in Müllrose

Wir verlassen den Ort in nördlicher Richtung und erreichen nach einigen Kilometern den Friedrich-Wilhelm-Kanal. Der Kanal wurde im 17. Jahrhundert von dem Kurfürsten erbaut. Die Schleusenbauwerke sind teilweise noch gut erhalten und werden derzeit saniert.

Schleusentor des Friedrich-Wilhelm-Kanal

Es führt ein aspahltierter romantischer Weg an dem Kanal entlang. Hinter Brieskow-Finkenwerder erreichen wir wieder den Oder-Neiße-Radweg; der Umweg über Müllrose und an dem Kanal entlang hat sich gelohnt. Der weitere Weg nach Frankfurt-Oder ist auf einem schmalen Radweg an der verkehrsreichen Bundesstraße B 112 ausgewiesen. In Lassow kann man wieder auf eine kleinere Nebenstraße ausweichen.

Friedrich-Wilhelm-Kanal

Am Stadtrand von Frankfur-Oder stehen restaurierte und verfallene Villen nebeneinander. Die Innenstadt ist aufgrund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg uneinheitlich bebaut. Neben den Backsteinkirchen stehen Plattenbauten.

Wir fahren über die Oderbrücke in den polnischen Teil Slubice. Wir drehen eine Runde durch den Ort auf der Suche nach einem Restaurant. In einem Biergarten essen wir Geflügel und Leber, die als Landesspezialität feilgeboten wird. Mit 7 Euro für Essen und Getränke ist es preisgünstig. Es hat gut geschmeckt und wir sind satt geworden.

Oder-Brücke in Frankfurt-Oder

Zurück nach Frankfurt geht es durch die Industriezone am Stadtrand entlang. Der weitere Verlauf des Oder-Neiße-Radweges ist unterschiedlich in den Karten ausgewiesen. Es gibt eine Variante an der B 112 entlang oder einen Weg direkt am Fluss. Wir wählen die Flussvariante.

Blick von Slubice auf Frankfürt-Oder

Auf den ersten Kilometern haben wir einen asphaltierten Radweg; danach ist der Weg aber nicht ausgebaut. Er verläuft auf unbefestigten Spuren durch die Oderwiesen. An einigen Stellen scheint der Weg als Sackgasse zu münden, aber wir kommen durch. Da es trocken ist, sind die Spuren einigermaßen befahrbar.

Weg durch die Oderauen nördlich von Frankfurt

An einigen kürzeren Wegabschnitten mit tiefem Sand muss man absteigen und das Rad schieben.

Es ist an dem Nachmittag noch sehr warm, so dass Heinz und Rainer eine Pause am Wasser für ein Bad in der Oder nutzen. Von den mit Steinen befestigten Bunen kann man gut in das Wasser gelangen.

Sandige Wegstrecke

Die Verbotsschilder für Autos und Motorräder in den Oderauen sind amüsant; wir würden nicht mal auf die Idee kommen, mit unseren Fahrrädern dort herzufahren.

Hinter Lebus wirds wieder normal; der Radweg ist wieder asphaltiert und die Wegstrecke liegt entweder neben oder auf dem Oderdeich. An einer ausgewiesenen Stelle war der Deich bei dem großen Oderhochwasser 1997 geborsten.

Verbotsschild in den Flussniederungen

Wir fahren an dem Tag bis zu dem Ort Kostryn auf der polnischen Oderseite. An dem Fluss befindet sich am Ortseingang eine Festung und mit einem ausgestellten sowjetischen Geschütz.

Wir übernachten in Polen in einem Hotel direkt hinter der Grenze. Die Preise liegen etwa auf deutschem Niveau; es klappt aber mit der Dusche nicht so recht. Je nach Zimmer war sie entweder nur kalt, kaum regulierbar oder sie stellte sich garnicht mehr ab. Dafür war aber das Essen und Trinken preiswert und gut.

Festung von Kostryn

Datum 27.09.2006

Strecke
Kostryn - Hohenwutzen

Distanz
99,9 (55) km

Durchschnitt
20,8 km/h

Nach dem Frühstück mit Rührei, Speck, Würstchen und Salat geht es wieder über die Grenze auf die deutsche Seite. Wir sind nunmehr im Oderbruch. Die Dämme im südlichen Bereich des Oderbruchs sind saniert. Der Radweg verläuft hier immer neben oder auf dem Oderdeich entlang. Es hat sich an diesem Tag abgekühlt, und es ist bewölkt. Die Höhe über dem Meeresspiegel im Oderbruch beträgt nur rund 15 m. Das Gebiet ist schwach bevölkert und das Land ist von dem Deich aus weit überschaubar. Es ist hier nicht mehr so abwechselungsreich wie an den vorhergehenden Tagen.

Verladeturm der Mühle in Groß Neuendorf

Die Mittagspause legen wir im Landfrauencafé von Groß Neuendorf ein. Im Laufe des Nachmittags beginnt es zu regnen. Es ist allerdings der einzigste Tag, an dem die Regensachen herausgesucht werden müssen. Die Wegstrecke zu dem nächsten Quartierort Hochenwutzen ist nicht sehr lang; wir kommen um 17 Uhr an.

Regenprobe

Heinz und Rainer sind noch nicht ganz ausgelastet. Wir nutzen den späten Nachmittag für einen Abstecher zum Schiffshebewerk in Niederfinow. Wir starten bei starkem Regen los. Wir fahren zuerst nördlich und dann an der alten Oder entlang nach Oderberg. Ohne Gepäck kommen wir schnell voran, aber auf die tiefen wassergefüllten und somit schlecht erkennbaren Schlaglöcher muss man aufpassen. Hinter Oderberg liegt der Teufelsberg. Nach den langen ebenen Passagen gibt es zur Abwechselung eine kurze Bergetappe. Das Schiffshebewerk ist ein großes genietetes Bauwerk und bildet eine imposante Landmarke. Von oben könnten wir den Oderbruch weit überblicken, wenn das Wetter besser sein würde.

Das Schiffshebewerk in Niederfinow

Datum 27.09.2006

Strecke
Hohenwutzen - Meserin

Distanz
68,1 km

Durchschnitt
18,9 km/h

Von Hohenwutzen aus geht es an der Schleuse zwischen alter Oder und Oder entlang. Der Radweg verläuft hier an der Hohensaaten-Friedrichstaler-Wasserstraße entlang, die parallel zur Oder angelegt ist. Der Deichabschitt wird derzeit saniert, so das der Teil nur schlecht befahrbar ist oder man muss eine Umleitung benutzen. Der weiterführende alte Deichweg nördlich von Lunow besteht kilometerweit aus den historischen DDR-Platten; jede Plattenkante ist für einen Stoß am Rad verantwortlich. Dies führt dann auch zu einem Speichenbruch an dem Hinterrad von Horst´s Fahrrad.

Deichabschnitt nördlich von Hohnsaaten, der z. Zt. saniert wird

Schließlich erreichen wir die größere Industriestadt Schwedt. Das erste Ziel ist wieder ein Fahrradladen. Der Händler nimmt sich auch gleich dem Schaden an Horst´s Hinterrad vor. Die defekte Speiche sitzt an der Seite der Kassette, die mit unserem vorhandenen Bordwerkzeug nicht demontierbar ist.

Es geht weiter teils an der Wasserstraße teils direkt an der Oder entlang. Der Weg ist hier fahrradgerecht ausgebaut. Die Mücken stören sehr; beim Anhalten wird man von den Stechtieren überfallen und muss sich mit Schlägen gegen die Plage wehren. Also ist es besser hier weiterzufahren.

Schwedt

Wir kommen noch durch die Kleinstadt Gartz, die durch Stadttore und Kirchen aus Backstein auffällt.

Weg in Gartz zur Oder

Nach weiteren 10 km haben wir das Tagesziel, das Dorf Mescherin, erreicht. Wir übernachten im Dorotheenhof, der direkt an der Oder liegt. Die Fenster sind mit Mückengitter geschützt, so dass die Zahl der Mückenstiche am folgenden Morgen überschaubar ist.

Stadttor und Kirche in Gartz

Datum 29.09.2006

Strecke
Meserin - Löcknitz

Distanz
99,0 (57) km

Durchschnitt
20,8 km/h

In Mescherin biegt die Oder auf polnisches Gebiet ab und der Fluss bildet somit nicht mehr die Grenzlinie. Der Oder-Neiße-Radweg wird in dem letzten Teilstück Nahe der Grenze auf deutschem Gebiet geführt.

Der Radweg weist bis auf kurze Passagen eine fahrradfreundliche Oberfläche auf. Es geht zunächst westlich über Tantow nach Pelkum, wobei kleinere Steigungsabschnitte zu bewältigen sind.

Landschaft durch die Eiszeit geformt

An dem Schloss in Pelkum legen wir bei sonnig warmem Wetter eine Pause ein. Die Außenmauern sind renoviert und gestrichen. Ein Teil der Gruppe besichtigt das Schloss. Innen siehts etwas rudimentärer aus; da fehlt auch mal der Wandputz. Alles mögliche ist dort zusammengetragen; von Bildern über Radiogeräte zu Küchenutensilien und sonstigen Einrichtungsgegenständen. Im Keller gibt es dann noch Folterwerkzeug zum Gruseln.

Der Oder-Neiße-Radweg verläut dann teilweise auf einem Radweg an der B 113 entlang. Und dann geht es wieder auf kaum frequentierte Nebenstraßen. Das Gebiet ist von der Eiszeit geprägt; es ist leicht hüglelig mit mäßigen Anstiegen. Gegen 15.30 Uhr haben wir Löcknitz und das Hotel am gleichnamigen See erreicht.

Schloss Pelkum

Für Heinz und Rainer war der Abschnitt etwas zu kurz. Wir entschließen uns zu einem Abstecher nach Pasewalk, der nächsten größeren Stadt. Abweschselnd und im Windschatten wählen wir die Route über Krugsdorf.

Stadttor in Pasewalk

In Pasewalk stärken wir uns in einem Schnellimbiss. Aber eine Currywurst ist dort nicht bekannt; es gibt somit Bratwurst mit Ketchup; das Currygewürz fehlt. Auf dem Rückweg kommen wir an dem abseits gelegenen Schloss Brölin vorbei. Dieses wird als alternatives Zentrum genutzt. Im weiteren Verlauf wird die Wegstrecke immer schlechter. Die unbefestigten Partien sind noch ganz gut zu befahren, solange man an Abschnitte mit tiefem Sand die Geschwindigkeit reduziert. Schlimmer ist das ausgefahrene Kopfsteinpflaster. Auf einem Teilabschitt fahren wir da lieber über den festgefahrenen Boden eines abgeernteten Feldes. Gegen 18.30 Uhr erreichen wir wieder das Hotel und haben die Tagesetappenlänge verdoppelt.

Pasewalk: Blick über die Uecker zum Bahnhofsbereich in Pasewalk

Schloss Bröllin

Sonnenuntergang bei Löcknitz

Datum 30.09.2006

Strecke
Löcknitz - Ueckermünde

Distanz
66,1 km

Durchschnitt
18,4 km/h

Von Löcknitz aus verläuft der Oder-Neiße-Radweg zunächst östlich, dann nördlich und im Abstand von wenigen Kilometern an der Grenze entlang. Weit und breit befindet sich hier keine größere Ansiedlung. Lange Abschnitte des Radweges bilden asphaltierte Nebenstraßen. Allerdings müssen auch kürzere Passagen auf Plattenwegen und Kopfsteinpflasterpartien in Kauf genommen werden. Es befinden sich hier ausgedehnte Waldgebiete, es dominieren Fichten. Der letzte Abschnitt vor dem Stettiner Haff liegt auf einer stillgelegten Bahntrasse, die durch das Waldgebiet führt.

Gebäude in Glashütte

Wir erreichen Rieth und legen dort eine Mittagspause im Garten der Gastwirtschaft ein. Anschließend fahren wir zum Ende des Dorfes und sehen das Stettiner Haff.

Das Stettiner Haff bei Rieth

Die letzten 15 km bis nach Ueckermünde geht es am Stettiner Haff entlang. In Bellin legen wir bei sonnigem Wetter eine Strandpause mit Wasserprobe ein. Der Wasserstand ist allerdings in Ufernähe so niedrig, so dass Schwimmen kaum möglich ist.

Das Stettiner Haff bei Bellin

Endpunkt der Tour

Der Stadthafen von Ueckermünde

Unsere Herberge, das Hotel Pommern Mühle, liegt am Stadtrand von Ueckermünde. Blickfang ist eine renovierte Mühle, der man im Inneren die alte Funktion nicht mehr ansieht. Wir verbringen dort 2 Nächte. Das Hotel ist mit einer Sauna und einem Schwimmbad ausgestattet.

Der nächste Tag stand zur freien Verfügung. Während einige aus der Gruppe das Rad erstmal links liegen ließen, haben sich Heinz und Rainer entschlossen, noch eine Usedomtour einzulegen.

Hotel Pommern Mühle

Datum 01.10.2006

Strecke
Ueckermünde - Usedom - Ueckermünde

Distanz
105 km

Durchschnitt
20,4 km/h

Mit der 8.10 Uhr-Fähre fahren wir morgens nach Kamminke. Zwei Tage später - am 03.10. - wird der Fährbetrieb eingestellt. So sind wir an dem nebeligen Morgen die einzigsten Passagiere, die nach Usedeom übersetzen wollen. Der Kapitän und der Steuermann hatten trotz GPS arge Mühe, in der Nebelsuppe die Tonnen an der schmalen Hafeneinfahrt von Kamminke zu finden. Usedom ist sehr hügelig; von Kamminke nach Ahlbeck müssen mehrere Steigungen bezwungen werden.

Strandpromenade auf Usedom

Von Ahlbeck aus geht es an der Strandpromenade entlang durch Heringsdorf bis nach Bansin. Hier kann man allerdings nicht schnell fahren, denn man muss auf die vielen Fussgänger und anderen langsameren Radler achten. Hinter Bansin geht es durch den Küstenwald. Der Weg hat kurze Anstiege und Gefällepassagen; es sind Steigungen von 16 % ausgeschildert. In Zinnowitz nehmen wir ein Bad in der Ostsee; der Himmel hat sich aufgeklart und die Sonne scheint.

Waldgebiet hinter dem Strand zur Ostsee

Wir verlassen Usedom und fahren über die blaue Drehbrücke auf das Festland nach Wolgast. Über Anklam geht es dann nach Ueckermünde zurück.

Am nächsten Tag müssen wir die Heimreise antreten. Wir haben nur einmal in Pasewalk umzusteigen. Dann geht es mit dem IC 2456 in 8 1/2 Stunden in einem Rutsch nach Bochum.

Strandbrücke in Zinnowitz