Tag

Strecke

Distanz

Durchschnitt

23.05.2001

Kato Zakros - Koutsounari

Xerokambos - Ziros - Armeni - Analipsi

82,0 km

13,1 km/h

 

Um 7.15 Uhr scheint die Sonne schon recht kräftig, und es wird mir im Schlafsack zu warm. Zuerst ein Bad im Meer und dann Abduschen unter der Süsswasserdusche.
Der Strand von Kato-Zakros    
Als erster besuche ich anschließend den minoischen Palast (Eintritt 800 dr.), der nur 100 m vom Strand entfernt ist. Der Palast wurde zwischen 1550 und 1600 v. Chr. erbaut. Die Minoer haben sich ein hübsches Plätzchen ausgesucht. Die Gebäude sind am Hang gelegen und aus der Schlucht stand genügend Wasser zur Verfügung. Zu sehen sind noch die Grundmauern und einige Treppenaufgänge.
  Der Palast von Kato-Zakros
Nach dem Frühstück in der Taverne gings weiter. Es war schon früh sehr heiß und als erstes mußte der Anstieg (10 % ausgeschildert) nach Zakros wieder überwunden werden. Nach mehreren Versuchen finde ich die Stichstraße Richtung Xerokambos (am Hinweisschild zum Hotel Alex). Der Weg ist unbefestigt und staubig; mit meinem schmal bereiften Rad muss ich mir einen Weg zwischen den größeren Steinen suchen. Man kommt so nur langsam voran. Anfangs ist die Straße mit Olivenhainen gesäumt; aber je höher man kommt, desto weniger sind die Flächen bewässert und somit spärlich bewachsen. Die Gefälleabschnitte können auch nur langsam befahren werden; ich muss Zwischenstopps einlegen um die Felgen (und mich selber) zu kühlen.
Auf der Sand- und Steinpiste  
Die Sonne brennt und der teilweise starke Wind ist auch warm und weniger erfrischend. Das Wasser in der Trinkflasche kocht (fast), noch 1/2 l Wasser bis Xerokambos...

Dann ist der Passscheitel erreicht, von hier hat man einen atemberaubenden Überblick zu einer Schlucht und auf das zu Füßen liegende Xerokambos. Mit stark angezogener Bremse nehme ich die Gefällestrecke zu dem Ort.

  Landschaft in Ostkrea zwischen Zakros und Xerokambos
Xerokambos ist kein typisches griechisches Dorf; es ist volkommen zersiedelt mit einzelnen Häusern, und einen Dorfkern sucht man vergeblich. Erst wird ein Kaffee getrunken, im Meer gebadet und für den bevorstehenden Anstieg die Wasserflaschen gefüllt (5 l Wasser = 5 kg zusätzliches Gepäck). Aber die Menge war nicht ganz übertrieben, zumal dieser Tag wohl den heißeste und, wie sich später herausstellen sollte, anstrengensten Tag der Tour darstellen sollte.

12.30 Uhr - 700 Höhenmeter standen auf dem Programm. Die Straße nach Ziros ist mittlerweile durchgehend asphaltiert. Sie schlängelt sich wie ein aufgeklebtes Band auf dem kahlen Berg in die Höhe. Die ersten 2/3 des Anstieges laufen ganz gut. Hat man wieder einige Serpentinen überwunden, und hofft nun auf ein Ende, dann tauchen wieder neue Anstiege auf. Die Straße ist wirklich sehr schwach befahren, alle paar Minuten mal ein Auto, und so kann man bei stärkeren Steigungen auch mal kreuzen. Weiter oben kommt dann teilweise noch ein heftiger Gegenwind hinzu, so dass ich aus dem Sattel steigen muss, um weiter voran zu kommen. Und ringsherum nur trockene Maccia, kein Baum, kein Haus - kein Ort,. um sich im Schatten auszuruhen. Dann eine kleine Panne: durch den Druck löst der Sattelkloben. Die Schraube muss nachgezogen werden. Dann werden die Kuppeln einer Militärstation auf der Bergspitze sichtbar, hier ist dann der schwierigste Anstieg der Tour gemeistert. Erschöpft erreiche ich Ziros, in der Taverne stärke ich mich mit Cola und Omlette mit Katoffeln.

Der Strand von Xerokambos  
Weiter geht es über Armeni zur Hauptstraße nach Ierapetra. Hinter Zires öffnet sich ein hügeliges und fruchtbares Land, das landwirtschaftlich genutzt wird: Oliven, Wein, Gemüse. Auch hier stehen noch alte Wassermühlen, von denen einige noch im Einsatz sind. Im Hintergrund auf dem Bergücken nach Sitia sind die Windgeneratoren zu sehen. Zwischendurch besichtige ich eine venezianische Villa, die renoviert wird. An vielen Stellen auf Kreta weisen braune Hinweisschilder auf historical sites hin, oft kleinere Ausgrabungen, die auf der Karte und im Reiseführer nicht erwähnt sind; Zivilisationsspuren der Minoer, Römer und Venezianer.

Bis hierher waren noch einige Zwischenanstiege zu meistern, aber dann geht es auf der Hauptstraße nach Ierapetra auf den glatten frischasphaltierten Abschnitten mit Tempo 50 und mehr bergab zur Südküste, die in Analipsi erreicht wird. Als erstes nehme ich ein Bad im Meer. An vielen Stränden - wir auch hier - stehen auch Süsswasserduschen, die ich natürlich auch nutzte. Die Küstenstraße hat nur geringfügige Steigungen, so dass die Fahrt hier ein Pappenstiel gegenüber dem vorangegangenen ist. Die Küstenorte sind mehr oder weniger vom Tourismus geprägt. Außerdem wird das Gebiet intensiv für den Gemüseanbau im Plastikgewächshaus genutzt.

Es wird Abend und Zeit ein Quartier zu suchen. Ich folge einem Hinweis an der Hauptstraße und finde bei Manolis Lamprakis in Koutsounari (Tel.: 0842 /61436 ../28131) ein Zimmer, vor dem ein blühender Garten liegt. Manolis hatte gerade seine Schafe und Ziegen versorgt. Zum Empfang gab es Raki und Gurken. Das Umfeld ist nicht so interessant, aber die Pension ist zu empfehlen.

  Der Garten von Koutsounari

 

 

 
Tag Strecke Distanz Durchschnitt
24.05.2001 Koutsounari - Ano Vianos

Ierapetra - Mirtos - Mithi - Ano Viannos

55,6 km 13,1 km/h
 
Am nächsten Tag geht es an der Küste weiter westwärts. Ein kurzer Zwischenhalt in Ierapetra, aber die Stadt ist nicht besonders interessant. Am Morgen ist es sehr stürmsich, und ich muss aufpassen, nicht von der Straße getrieben zu werden. Im Laufe des Vormittags flaut der Wind aber ab, der Wind wirkt hier aber kühlend. Zwischendurch reißt mir nochmal die Kette, aber der Nietendrücker ist im Werkzeug vorhanden. Lästig sind nur die dreckigen Hände (Notmaßnahme: Eincremen und mit einem Papiertaschentuch abwischen). Bis Mirtos verläuft die Straße auf Meeresniveau ohne erwähnenswerte Steigungen. Die Straße ist um Ierapetra stärker befahren.
Der Strand von Mirtos    
Den Mittag und Nachmittag verbringe ich in Mirtos, um nicht wieder während der heißesten Stunden des Tages zu radeln. Der Ort hat seinen Charme bewahrt. Größere Hotes stehen zumindest nur außerhalb des Dorfes. Das Ortsbild ist weitgehend erhalten geblieben, obwohl der Ort durch die Restaurants und Geschäfte durch den Tourismus geprägt wird. Das Kafenion im Ortsmittelpunkt sieht fast noch so aus wie vor 20 Jahren. Ich verbringe die Zeit hier am Strand und im Kafenion.
  Kafenion in Mirtos
Westlich von Mirtos verläuft die Straße nicht mehr an der Küste entlang, sondern 5 - 10 km im Landesinneren. Die kleineren Straße an der Küste in Richtung Keratokamobs sind nicht befestigt und für Tourenräder weniger geeignet. Ich fahre erst an dem ausgetrockneten Flußbett des Mirtos-Flusses entlang nach Mithi. Es geht heftig bergan, und es herrscht wenig Verkehr. Das Land wird hier bewässert und landwirtschaftlich genutzt. Zum Glück ist es am späten Nachmittag nicht mehr so extrem heiß. Der Anstieg geht bis auf 700 m; der Scheitelpunkt ist an einem Denkmal (kretischer Widerstand gegen die deutschen Besatzer im 2. Weltkrieg) erreicht. Dann noch eine kurze Abfahrt und Ano Viannos ist erreicht. Da es schon dämmert ist dieses das heutige Etappenziel.
Bergdorf Ano Viannos  
Ano Viannos schmiegt sich an den Berghang. Die Straßenbreite reduziert sich im Dorf auf eine Fahrspur, und den Dorfmittelpunkt bildet eine riesige Plantane. Etwas weiter kommt man zu der Kirche. Daneben steht ein Baum aus dem ein Wasserhahn ragt, und Wasser läuft auch heraus. Mein Wirt erzählte, das der Baum wohl mal als Stütze für die Wasserleitung und Wasserhahn gedient hat. Im Laufe der Jahre hat der Baum die Leitung umschlungen und nur der Wasserhahn schaute noch heraus. Hinter der Kirche, an der auch die Bushaltestelle sich befindet, habe ich ein Zimmer genommen. Das Essen (ausgezeichnet) gabs eine Etage höher. Allerdings haben mich in der Nacht einige Mücken überfallen.
Taverne in Ano Viannos

 

Tag

Strecke

Distanz

Durchschnitt

25.05.2001

Ano Viannos - Pitsidia

Martha - Pirgos - Agii Deka - Mires

94,1 km

19,7 km/h

 

Hinter Ano Viannos ist noch ein kleiner Anstieg zu bewältigen, und dann heißt es laufen lassen. In rasanter Abfahrt über fast 20 km passiert man Martha und kommt so bis nach Demati, das auf einer Höhe von 200 m liegt. Der Himmel ist bewölkt und die Temperaturen sind für das Radfahren (ca. 20°C) ideal. Die Maccia blüht hier gelb und violett, und dann ist auch die fruchtbare und grüne Mesara-Ebene ist erreicht. Es wachsen sogar grüne Gräser unter den Olivenbäumen, und es wird Wein angebaut. Zur Mittagszeit wird es wieder heißer, aber es sind keine schwierigen Passagen zu überwinden. Nach Pigros geht es über leicht hügeliges Gelände weiter nach Agii Deka. Unterwegs werde ich von Kindern wie ein Tour deŽ France-Fahrer freundlich begrüßt.
Mesara-Ebene    
Hinter dem Ortsende von Agii Deka stehen die ersten Hinweise zu den Resten der römischen Ansiedlung von Gortis. Das Prätorium und der Apollo-Tempel können ohne Obulus besichtigt werden. Die Ruinen liegen in einem Olivenhain und sind eingezäunt. Man ahnt, dass noch vieles in Verborgenen liegt. Die Olivenbäume sind so knorrig, dass man sich schon fragt, was wohl eher hier war, die römische Siedlung oder die Bäume. Ich treffe dort ein englisches Ehepaar - so um die sechzig - die auch mit dem Rad unterwegs sind; aber kürzere Touren unternehmen und weniger Gepäck haben.
  Agios-Titos-Kirche in Gorthis
Für die Besichtigung der Reste der Agios-Titos-Kirche und des Amphitheaters müssen die üblichen 800 dr. bezahlt werden.

Westlich von Agii Deka nimmt der Verkehr deutlich zu, denn hier wird die Hauptverbindung nach Iraklin gekreuzt. Es folgt Mires, ein weniger interessanter Ort mit kleineren industriellen Betrieben.

Prätorium - Palast des römischen Stadthalters in Gortis  
Von Mires aus nehme ich kleinere Straßen nach Pitsidia, wo das Etappenziel sein sollte. In vielen Häusern werden Zimmer vermietet. Die Gemischtwarenhändlerin fängt mich gleich ab, schließt ihr Geschäft und geleitet mich eine Straße weiter zu einem Zimmer. Der Raum ist sogar mit neuen Möbeln ausgestattet und hat eine Holupanelldekce. Das Klo-/Duschhäuschen steht im Garten, und dessen Tür wird mit einem Stoffstreifen verriegelt. An diesem Tag bin ich aufgrund der abschüssigen Strecke schnell voran gekommen, so dass ich noch Zeit habe, zum Strand zu fahren. Der Komo-Beach ist 1,5 km vom Ort entfernt, mit dem Fahrrad kein Problem. Dies ist ein breiter Sandstrand, der sich über Kilometer erstreckt. Zur Abkühlung will ich ins Wasser laufen, muss dann aber abrupt abbremsen, da der Meeresgrund hier mit Felsplatten bedeckt ist.
  Strand von Matala
IAm Abend unternehme ich mit dem Rad ohne Gepäck noch einen kurzen Abstecher nach Matala. Der Tourismus hat noch weiter von dem Ort Besitz ergriffen. Der Strand ist schon fast überbaut mit Restaurants und Geschäften; von dem alten Ort ist nicht mehr viel zu erkennen. Aber die Sandsteinschollen mit den Höhlen aus der Jungstein- und Hippiezeit sind ein lohnender Anblick.

Am Abend habe ich in Pitsidia gegessen. Die Struktur und Architektur des Ortes ist noch intakt, obwohl die meisten Dorfbewohner vom Tourismus leben oder zumindest ein Zubrot haben.

Sandsteinschollen in Matala