Am Morgen blicken wir von unserer exponierten Lage vom Balkon unseres Zimmers auf das Hügelland. Es ist deutlich kälter geworden und es ist diesig, so dass die Fernsicht eingeschränkt ist. Wir rollen nochmals durch Volterra und genießen das historische Ambiente.
In einer Kurve der Straße ist ein Ring installiert, der ein Aussichtsfenster darstellen soll. Ich habe mir die Situation aus der anderen Richtung angeschaut.
Ich will nicht verhelen, dass die ersten Versuche nicht geklappt haben (falling stuntman).Der Trick war dann den Kopfstand ohne Schuhe auszuführen.
Wir fahren in östlicher Richtung auf der SR68, und dann sieht man von weitem hohe Türme auf einem Bergmassiv. Davor eine große moderne Gebäudeanlage. Bei näherer Betrachtung erkennen wir die letzte als Gefängniskomplex und der Ort auf der Bergspitze ist San Gimignano, unsere nächste angepeilte Zwischenstation. Vor dem Ort gibt es schon große Busparkplätze, um die Altstadt vom Verkehr zu entlasten.
Aufgrund der Turmkonstruktionen meint Heinz: „Jetzt kommt Frankfurt (Manhatten hielt er für übertrieben)“. Aber dieser komische Anblick mit den Türmen in einer mittelalterlischen Stadt verwundert schon.
Wir haben uns natürlich schlau gemacht: was heute der Porsche vor dem Haus ist war damals der Turm am Haus. Die Bewohner haben sich gegenseitig bezüglich der Höhe ihrer Türme ausgestochen. Der Ort lag auf dem Frankenhandelsweg, bis die umgebenden Sümpfe trockengelegt wurden. Dann musste man nicht mehr auf die Berge klettern. San Gimignano verlor seine Bedeutung als Ort auf dem Handelsweg. Außerdem lag der Ort dann im Machtbereich von Florenz, und die Herrscher gaben lieber das Geld für den Ausbau von Florenz aus. als San Gimignano zu subventionieren.
Die Konsequenz war, dass nach 1500 kaum noch in die Infrastruktur investiert wurde. Da das Klima nicht so sehr an der Bausubstanz genagt hat, blieb eine faszinierdende mittelalterliche Stadt bestehen, die heute die Touristen anzieht. Die Infrastruktur ist wie in Volterra auf die Touristenströme ausgerichtet, landestypische Lebensmittel und künstlerische Erzeugnisse werden angeboten. Nichtdestotrotz muss man eingestehen, dass der Ort ein einzigartiges Flair und Stimmung aufweist
Wir fahren durch Pancole und danach hat Rainer einen unbefestigten „Fahrradweg“ als Track ausgewählt. Heinz musste erst einmal überredet werden, den Weg zu nehmen. Anfangs ging es bergab, das schafft man auch bei einem Geröllweg. Dann ist der Weg an dem Ufer eines Baches auch noch abgerutscht, da kommt man nur noch mit dem Rad durch.
Dann erreichen wir nach heftigen Steigungen auf dem unbefestigten Weg endlich Gambassi Therme, und können wieder auf einer richtigen Straße weiterfahren.
In Castelfiorentino erreichen wir den Fluss Elsa. Hier wird es etwas langweiliger: großflächige städtische Bebauung, es fehlen die sanften Hügel in der Landschaft.
Auf den schmalen Straßen fahren wir ins nördliche Flachland. Hier stoßen wir auf das Problem, dass es außerhalb der touristischen Zentren wenig Übernachtungsmöglichkeiten gibt. An der Küste reiht sich ein Campingplatz neben dem anderen, und hier ist es schwierig, überhaupt ein Hotel zu finden. Wir überqueren den Arno und radeln durch die Altstadt von Fucecchio ohne eine Auberge zu finden.
Am Ortsausgang finden wir dann ein Hotel, Zimmer in Ordnung, Essen ok, Wein ok. Wieder geht ein toller Tag dem Ende entgegen; aber vorher ist noch der Tagesbericht fällig.